Montag, 21. April 2014

Happy Easter - Harry Potter Studios, Ripley's & Hard Rock Café


Österliche Grüße nach Österreich!

Was für ein entzückendes Wortspiel. Dass dieses Wochenende Ostern ist/war, brauch ich euch wohl nicht zu erzählen, das wisst ihr ja selber. Diesmal hab ich erstmals Besuch aus der Heimat bekommen – Lena hat sich die Ehre gegeben. Wer von euch mich besser kennt, wird wohl Folgendes wissen: Jana Eisenbock gibt sich stets Mühe, top organisiert zu sein und alles durchzuplanen – so auch an diesem Wochenende.

Das Museum of London war unser Startpunkt an diesem Karfreitag. Gott sei’s gedankt, bemüht man sich in London auch weiterhin, Museen für die Öffentlichkeit gratis zu erhalten. Angesichts dessen bin ich dann auch bei Museen nicht mehr allzu kritisch angesichts dessen, was mir geboten wird. „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“ – so sagt man doch, oder? Dennoch muss ich kritisieren, dass mich die steinzeitlichen Jahre Londons eher weniger interessiert haben, ebenso wie die Zeit, in der es noch Londonium hieß. Der Rest war eigentlich in Ordnung – ins Besondere das Modell eines uralten Autos hat mir gefallen. Über Jack the Ripper im Jahr 1888 hätte ich jedoch gerne mehr erfahren – jaja, diese Jana hat schon makabere Vorlieben, oder?

Beim anschließenden Mittagessen im Garfunkel’s durften wieder diesmal merkwürdigerweise etwas länger warten – hat sich auch dementsprechend auf’s Trinkgeld ausgewirkt. Nachmittags hab ich dann wieder erfolgreich bewiesen, dass ich wohl nie auf der Oxford Street einfach nur schauen gehen kann. Nein, immer muss irgendwas mit – ein ewiger Kampf ist das.
 
 

Ähnlich taff durchgeplant war auch der Samstag. Sightseeing empfehle ich ja generell immer morgens zu machen, aus mehreren Gründen: fast keine Leute unterwegs, meist besseres Wetter und das beste Licht für Fotoaufnahmen. Also stand die klassische Trafalgar Square – Buckingham Palace – Big Ben – London Eye – Tour auf dem Programm.
 
 
Anschließend haben wir zusammen einen der bekanntesten Märkte London’s besucht – Portobello Road Market in Notting Hill. Wie immer sehr schön, wie immer sehr überfüllt. Am Nachmittag sind wir dann endlich meinem persönlichen Highlight näher gekommen – die Harry Potter Studios Tour. Laut Medien soll dies ja das ultimative Zauber Erlebnis und ein Muss für jeden Fan sein. Erstmals wird der Öffentlichkeit die Möglichkeit gefunden, hinter die Kulissen der Filmreihe zu blicken.
 
 
Nach einem kurzen Filmauftakt hat sich vor uns nun direkt die Große Halle geöffnet. Wirklich sehr schön, habe ich mir aber etwa doppelt so groß vorgestellt. Eine wirklich „große“ Halle ist das für mich nicht, aber ich stell mir Dinge eh immer zu groß vor. Danach ging es weiter in einen wesentlich größeren Raum wo viele einzelne Filmsets und Artefakte ausgestellt waren, u.a. Dumbledore’s Büro, der Fuchsbau, der Zaubereiministerium (oder zumindest kleine Teile davon), Hagrid’s Hütte, Gryffindor Gemeinschaftsraum etc. Davon hat mir Dumbledore’s Büro am besten gefallen. Draußen konnte man dann den Privet Drive sehen, sowie den Fahrenden Ritter und Hagrid’s Motorrad.
 
 
Außerdem hatte man die Möglichkeit, ein Butterbier zu verkosten – hätten wir uns eigentlich sparen können, so toll schmeckt das nicht. Beim Privet Drive bot sich dann auch die Möglichkeit zu einem „Hedwig Selfie“ – eines der Schneeeulen Männchen, die Hedwig in den Harry Potter Filmen gespielt haben, hat sich für Fotos zur Verfügung gestellt. Leider hat es das blöde Tier (ist natürlich nicht böse gemeint) nicht wert gefunden, für meine Fotos in die Kamera zu schauen. Naja, wenn ich meinen Kopf um 270 Grad verdrehen könnte, würd ich das vielleicht auch machen. Zum Anbeten war die Eule trotzdem – hätte ich am liebsten sofort eingepackt und mit nach Hause genommen.
 
 
 
Nebenan wurde uns gezeigt, wie man Eulen darauf trainiert, Gegenstände zu transportieren. Für solche Aufgaben sind Eulen allerdings nicht wirklich geschaffen, da sie diesbezüglich nicht unbedingt lernfähig sind – ganz im Gegensatz zu Raben, die ja zu den intelligentesten Tieren überhaupt zählen.

Ach ja, zurück zur Tour. Anschließend haben wir gesehen, wie die Masken für Kobolde, Hauselfen und andere magische Wesen angefertigt werden. Alle haben wir sie gesehen: Aragog, Seidenschnabel, Kreacher, den Basilisk und auch die entzückenden Alraunen. Kurz darauf durften wir endlich meinen persönlichen Höhepunkt besichtigen: die Diagon Alley, auch bekannt als Winkelgasse. Florish & Blotts, Olivander, Weasley’s Zauberhafte Zauberscherze, das Eulenkaufhaus – alle waren sie da. Letzteres sogar inklusive Uhu, Bartkauz und Rauhfußkauz – lebend, versteht sich. Da war ich natürlich wieder hin und weg. Leider etwas zu viele Leute, um wirklich in Ruhe viele schöne Fotos zu machen – aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben.
 
 
Ein weiterer Höhepunkt stand uns noch bevor – das Modell von Hogwarts, von dem aus die Außenszenen gedreht wurden. Wirklich sehr groß und wahnsinnig beeindruckend – man merkt wirklich die Liebe zum Detail. Nach einem kurzen Durchgang durch Ollivander (diesmal von innen) gelangten wir auch schon zum Ende unserer Tour, der sich in Form eines umfangreichen Geschenkshops präsentierte. Hier merkte man es wieder überdeutlich: uns Fans kann man echt um jeden Preis jedes Klumpat andrehen. Diesmal hab ich mir allerdings nur einen äußerst stylischen Becher gekauft – ich hatte mich doch wirklich gut im Griff. Insgesamt also sehr sehenswert, besonders natürlich für eingefleischte Fans – allerdings hätte ich mir das ganze noch etwas umfangreicher und prunkvoller dargestellt.



Am nächsten Tag stand eine weitere bekannte Attraktion London’s auf dem Programm, genannt „Ripley’s – Believe it or Not“. Ihr könnt euch wahrscheinlich so gut wie gar nichts darunter vorstellen – keine Sorge, mir ging es bis vor meinem Besuch genauso. Nun, es handelt sich dabei um ein Museum der Kuriositäten – und diese sind wahrhaft kurios. Zu Beginn war der animierte Tyrannosaurus Rex wohl das Harmloseste, was es zu sehen gab. Allerhand kuriose Gendefekte gab es zu sehen – etwa ein Kalb mit zwei Köpfen oder ein Lamm mit 5 Füßen. Durchaus makaber. Anschließend gab es außergewöhnliche Kunst zu sehen – etwa ein Portrait der Queen aus Pennys oder einem von Michael Jackson aus Lakritze. Sah wirklich interessant aus, Respekt.
 
 

Mein Favorit war allerdings das Modell einer Forelle, die über ein dichtes, weißes Fell verfügt – was es nicht alles gibt. Neben dem größten Mann der Welt wirke ich übrigens noch kleiner, als ich ohnehin schon bin. Aus dem Spiegelkabinett am Ende haben wir Gott sei Dank unbeschadet hinausgefunden. Im Anschluss durften wir unser Mittagessen in einem der bekanntesten Restaurantketten der Welt einnehmen - Hard–Rock Café. Tatsächlich habe ich noch keines zuvor von innen gesehen.
 
Die weltbekannten Burger sind zwar gut, aber insgesamt doch eher als durchschnittlich einzustufen. Hätten ruhig etwas größer sein können, der Salat etwas kleiner geschnitten und Soße hat mir auch gefehlt. Dafür waren die Pommes wirklich hervorragend. Vom Interior her allerdings kaum zu überbieten – die Gitarren von Paul McCartney und John Lennon zu sehen war für einen Beatles Fan wie mich natürlich ein kleines Highlight.
 
 

Etwas mehr überzeugt haben mich dann die Burger im Diner des weltbekannten Jamie Oliver – wenngleich auch diese etwas klein waren. Für meinen Kalorienhaushalt vorteilshaft, für das nagende Hungergefühl eher weniger. Den perfekten Burger habe ich also auch am Osterwochenende nicht ausfindig machen können. Am nächsten dran war bis jetzt der Burger aus dem Black Lion Pub in unserer Straße – dennoch, die Perfektion lässt noch auf sich warten.

Ich hoffe sehr, dass ihr alle ein schönes Osterwochenende verbracht habt – ihr werdet sehr bald wieder von mir lesen!

Dienstag, 15. April 2014

Warwick Castle, Stratford-Upon-Avon & Oxford


Hallo meine geschätzten Leser,

Nun, seit letzter Woche gibt es einige erfreuliche Nachrichten zu berichten. Da uns meine Arbeitskollegin Emma Ende April verlassen wird, um bei einer Krebsstiftung zu arbeiten, ist bei unserer jährlichen „Spring Inward Mission“ ein Platz frei geworden. Das muss ich jetzt wohl kurz erklären. Meine Firma English UK bringt ja Sprachschulen in England mit Agenten im Ausland zusammen, um möglichst viele lernwillige junge Menschen nach Großbritannien zu bringen. Diese Agenten aus dem Ausland statten unserem schönen Königreich nun einen mehrtägigen Besuch ab, um einige Sprachschulen zu besichtigen. Jedes Jahr spezialisiert man sich dabei auf anderes Gebiet Großbritanniens. Diesmal ist eines an der Reihe, welches ich leider noch gar nicht kenne, aber aufgrund seiner Schlösser und Mythen gerne mal näher kennenlernen würde: Schottland. Vor und nach dieser Schottland Reise werden Workshops in London abgehalten, bei denen Agenten und Sprachschulen nützliche Kontakte miteinander knüpfen sollen. Von 19. – 22. Mai darf ich also dabei sein, wenn die English UK Sprachschulen in Schottland vorgestellt werden – genauer gesagt geht es zuerst nach Edinburgh, dann nach Glasgow und schließlich nach Aberdeen (im hohen Norden). Eine tolle Möglichkeit, die Promotion Arbeit von English UK hautnah mitzuerleben und natürlich nebenbei in schönen Hotels zu übernachten, während man Drei-Gänge-Menüs serviert bekommt. Im Bezug auf Sightseeing muss ich aber realistisch bleiben – unser Terminplan ist ziemlich straff organisiert. Aber vielleicht findet sich ja zwischendurch ein Stündchen…

Noch eine gute Nachricht: English UK hat sich  bereit erklärt, mir einen Sprachkurs bis zu einem Preis von 250 Pfund (knapp über 300 Euro) zu finanzieren. Nun gut, Englisch werde ich offensichtlich nicht brauchen. Ebenso wenig Spanisch, da ich ja erst im Jänner die Prüfung mit 97% abgelegt habe – ich kann ja eigentlich relativ viel, nur muss ich mich beim Sprechen erst überwinden. Aber das sollte am IMC auch klappen im 5. Semester. Russisch werde ich dann im September am IMC nachmachen, denn ich wollte etwas ganz Neues lernen – so fiel die Wahl schließlich auf Italienisch. Vergangenen Donnerstag ging es direkt nach der Arbeit los. Bereits die erste Unterrichtseinheit hat mir wirklich viel Spaß gemacht und ich freu mich schon wieder auf die nächste. Diese Sprache hat mich schon länger interessiert – außerdem fällt es mir ja bekanntlich nicht allzu schwer, neue Sprachen zu lernen. Hinzu kommt noch, dass ich ja bereits seit 7 Jahren Spanisch lerne und mir Italienisch als ebenfalls Romanische Sprache daher relativ leicht fällt. Unser Lektor ist ein wirklich sympathischer Italiener um die 30, der viel Wert auf Aussprache legt. Wenn es nach mir geht, könnten wir uns aber auch gleich Hals über Kopf in die Grammatik stürzen – ich kann es kaum erwarten, bis wir endlich Verben konjugieren, Mehrzahl bilden, Pronomen durchmachen und uns mit verschiedenen Fällen beschäftigen. Oh Gott, wie sich das für viele Leute anhören muss. Nun ja, da ich jetzt gar nichts zum Lernen hab, bin ich eben ein bisschen wissensdurstig und möchte diese Zeit bestens nutzen. Da ich ja italienische Mitbewohnerinnen habe, sowie eine Kollegin aus Venedig, kann ich mich zumindest jederzeit an Experten wenden – also ich bin zuversichtlich.

Nun zu etwas ganz Anderem: wie der Titel dieses Eintrags schon vermuten lässt, ging is dieses Wochenende nach Warwick Castle, Stratford-Upon-Avon und Oxford. Ersteres ist eines der bekannteren Schlösser in England und erblickte im 14. Jahrhundert das Licht der Welt. Hoch trohnt es über der niedlichen Stadt Warwick und ermöglicht dementsprechend auch einen beeindruckenden Ausblick.
 
 
 
Warwick Castle unterscheidet sich so ziemlich in allen möglichen Punkten vom zuvor besichtigtem Leeds Castle (siehe voriger Blogeintrag) – aus in der Tatsache, dass sie mir beide sehr gut gefallen haben. Doch während Leeds Castle eher ein kleiner Ort der Idylle ist, umgeben von einem weitläufigen Blumengarten und touristisch gesehen eher ein Geheimtipp ist, ist Warwick Castle voller Leben. Insbesondere für Kinder ist das Schloss sicher ein Riesenspaß – von der Gesichtsbemalung bis zum Prinzessinnenschloss wird den Kleinen wirklich alles geboten.
 
 
Doch wir kamen ebenfalls auf unsere Kosten. Warwick Castle borgte sich nämlich zahlreiche Wachsfiguren aus Madame Tussauds, um unzählige Szenen aus der Vergangenheit nachzustellen, vom Mittelalter bis zur Tudorzeit. Da bekam man u.a. den Hufschmied bei seiner Arbeit zu sehen oder die Hofdamen beim neuesten Klatsch und Tratsch. Während des Rundgangs bewegt sich das Zeitraffer dann immer mehr in Richtung Gegenwart, wo man schließlich schon auf einen klassischen Butler James trifft. Um den Besuchern ein richtiges Mittelalter Feeling zu bieten, wurden sogar Geräusche und Gerüche angepasst – so zeichnete sich der Kerker etwa durch Kettenrasseln und einen eher muffigen Geruch aus. Zu den Highlights zählten natürlich wieder die königlichen Schlafgemächer sowie eine prunkvoll gedeckte Tafel im Festsaal.
 
 
Ausgestellt war auch der bekannteste König Englands, Heinrich VIII., den ich ja schon ein paar Mal erwähnt habe. Hier treffen nun schließlich der König von England und die Prinzessin von Österreich aufeinander:
 
 

Insgesamt hatten wir eine Stunde und 45 Minuten in Warwick Castle zur Verfügung – eine zusätzliche Stunde hätte ich da schon gern gehabt, schließlich gab es noch einiges mehr zu erkunden, u.a. eine Falknershow. Aber man kann eben nicht alles haben, und so ging es schließlich weiter nach Stratford-Upon-Avon.

„Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage“ – Stratford ist natürlich in erster Linie als Geburtsort von William Shakespeare bekannt, der am 23. April übrigens 450 Jahre alt geworden wäre. Zwar in Wirklichkeit nur 52 Jahre alt geworden, wurde er durch Werke wie Macbeth, Romeo & Julia, Sommernachtstraum etc doch zumindest literarisch unsterblich. Das Geburtshaus von Shakespeare haben wir besichtigt – eher bescheiden, aber niedlich. Erinnert von außen auch etwas an Schauplätze von Harry Potter – sehr mittelalterlich angehaucht.
 
 

Schließlich erreichten wir unser letztes Ziel, Oxford. Ehrlich gesagt war ich etwas enttäuscht darüber, dass wir nur eine gute Stunde Zeit in Oxford zur Verfügung hatten. Da ich ja im Jahr 2011 schon mal hier war, weiß ich ja, dass man Oxfords Sehenswürdigkeiten wohl kaum in einer Stunde abklappern kann. Auf der geführten Walking Tour habe ich eigentlich wieder das Gleiche wie damals gesehen, gefallen hat es mir aber trotzdem.
 
 
 
Dennoch habe ich beschlossen, dass ich nochmal herfahren werde – schließlich möchte ich auch hier ein College besichtigen, und Busse zwischen London und Oxford kosten sowieso so gut wie gar nichts. Daher werdet ihr wohl erst in einem zukünftigen Blogeintrag mehr über Oxford und seine Sehenswürdigkeiten erfahren. Ich hoffe, ihr hattet dennoch Spaß am Lesen, und bis zum nächsten Mal J

Mittwoch, 2. April 2014

Leeds Castle & Canterbury


Ein herzliches Hallo & Grüß Gott von der britischen Insel. Diesmal würd ich mich gerne mal den kulturellen Unterschieden zwischen Österreichern und Briten widmen.

1.       Also, ich bleib ja dabei – die Briten müssen dringend noch lernen, dass das heiße Wasser in den Tee gehört und die Milch in den Kakao. Kakao mit Wasser ist für mich ein absolutes No-Go – und in meinen Tee kommt nur Zucker, wenn überhaupt.

2.       Eines muss ich ihnen allerdings lassen – die Londoner verstehen das „Lass die Leute zuerst aussteigen bevor du in den Zug einsteigst“-Prinzip um einiges besser als die Wiener. Wir sind halt in gewisser Hinsicht doch ein komisches Volk – oder zumindest einfach nur äußerst dickköpfig.

3.       Sowohl im Beruf als auch im Privatleben – jeder ist hier sofort per du, oder, besser gesagt „on first name terms“. Einen wirklichen Unterschied zwischen du und Sie gibt es ja in der englischen Sprache bekanntlich nicht – daher spricht man auch neue Geschäftspartner gleich mit dem Vornamen an. Manch Österreicher wäre da wohl schockiert… find ich persönlich im Büro aber eigentlich ganz locker.

4.       Die Zeit… achja, die liebe Zeit. Ich gehör ja zu der speziellen Kategorie, die bereits stinkig wird, wenn man mich 10 Minuten warten lässt. Wenn es 9.00 heißt, kann man davon ausgehen, dass ich um 8.50 da bin. So sehen das die Briten allerdings nicht – wenngleich bei manchen Sachen sehr genau, sieht man es im Bezug auf die Zeit eher locker. Wenn die Arbeit um 9.30 beginnt, kann man auch schon mal um 9.50 auftauchen, ohne auch nur ein Wörtchen der Entschuldigung oder Erklärung zu verlieren. Ähnlich verhält es sich aber auch in die andere Richtung – während meinereiner püntklich um 17.30 das Gebäude verlässt, macht der Brite erst noch seine Arbeit zu Ende, eher er den Heimweg antritt.

Nun ja, das waren mal einige wichtige Punkte, die mir so aufgefallen sind. Vielleicht jetzt wieder zurück zu meinem Alltagsleben hier in der britischen Metropole London. Also, seit vergangener Woche habe ich nun die Position des Customer Service Officers übernommen. Wie bereits im letzten Blog Eintrag beschrieben, habe ich nun noch mehr Verantwortung. Insbesondere das Händeln von Beschwerden ist eine heikle Sache. Da muss man wirklich sehr genau aufpassen, was man zu wem sagt. Und – ganz wichtig: die eigene Meinung niemals äußern. Meine Vorgesetzten haben nämlich gemeint, ich würde mir das wohl noch etwas zu sehr zu Herzen nehmen. Als Anwältin wäre ich wohl bestens geeignet gewesen – aber wer mich charakterlich etwas einschätzen kann, wird mir dabei wohl sowieso zustimmen ;)

Dennoch gefällt es mir, da ich mich dadurch noch aktiver ins Unternehmen einbringen kann und mir die Arbeit schön selbst einteilen kann. Blöderweise schiebe ich dann die langweiligen Sachen immer ein bisschen vor mir her. Aber, obwohl in diesem Bereich die Disziplin wohl gerade etwas fehlt, ist sie beim Essen doch jetzt umso stärker. Die meiste Zeit hab ich mich eigentlich recht gut im Griff und komme mit etwa 1300 Kalorien am Tag aus. Und das, obwohl Essen abgesehen von Reisen, Fotografie und dem Sammeln von Postkarten wohl meine größte Leidenschaft ist. Insbesondere das Naschen habe ich so gut wie ganz eingestellt – wer keine Schokolade einkauft und nicht dreist genug ist, die seiner Mitbewohner zu stehlen, isst halt auch keine. Außer wenn wieder mal jemand Maltesers in die Mitarbeiter Küche stellt… so wie heute. Sich da zu beherrschen erfordert schon einen eisernen Willen. Dafür komme ich locker auf meine 5 Portionen Obst täglich – wenn nicht sogar mehr. Schaden wird mir das Fasten auf jeden Fall nicht, davon geh ich zumindest aus.

So, und nun zum vergangenen Wochenende. Am Sonntag haben wir ja einen Ausflug nach Canterbury und Leeds Castle unternommen. Laut Wetterbericht sollte es ja zumindest nicht regnen – ganz auf meiner Seite waren die Wettergötter jedoch doch nicht. Eine penetrante Wolkendecke wollte den ganzen Tag einfach nicht verschwinden und hat mir permanent die Chance auf das perfekte Foto versaut. Und ja, ich weiß, der Großteil wird sich jetzt denken: „Die soll froh sein, dass nicht regnet, ist doch wurscht wie der Himmel anschaut“. Nun ja, ihr habt alle eure Leidenschaften: Lesen? Gartenarbeit? Musik? Nun, meine ist Fotografie und da bin ich eben ein Perfektionist. Bin eben so, und ich glaub das passt schon so.
 
 

Leeds Castle hat mir trotz allem sehr gut gefallen. Ist nicht so bekannt wie Windsor oder Warwick Castle (Harry Potter!), also wohl eher ein Geheimtipp. Gerade deswegen sehr schön – umgeben von einem blühenden Park und einem richtigen Burggraben. Bekannt ist das Schloss auch für seine schwarzen Schwäne. Nein, das ist nicht nur ein Film, die gibt es wirklich.
 
 
 
Auch von innen gab es ein paar schöne Räume zu sehen. Insbesondere die letzten Räume, sehr von der Tudor Zeit angehaucht, haben es mir sehr angetan. Hat mich ein bisschen an die Räumlichkeiten im Schloss Schönbrunn erinnert. War das Geld auf jeden Fall wert.
 
 

Canterbury selbst war auch ganz nett – diesen Ausdruck hab ich bewusst gewählt. Mit „ganz nett“ meint man zwar normalerweise scheiße, aber ich habs wirklich nett gefunden. Allerdings auch nicht so entzückend wie Cambridge. Das mag aber auch am Wetter gelegen haben – liebe Sonne, wo warst du, als ich dich so dringend gebraucht habe? Während sich Cambridge durch seine Elite Uni auszeichnet, ist Canterbury eher als Zentrum der englischen Kirche bekannt. Auf dieser Tour habe ich auch erfahren, dass die Queen offiziell das Oberhaupt der englischen Kirche ist. Habe zwar gewusst, dass es nicht der Papst ist, aber trotzdem… Interessant zu wissen. Natürlich war es wieder unser altbekannter Freund Heinrich VIII, der sich da schon wieder aufgespielt hat. Als sich der Papst geweigert hat, seine Ehe zu scheiden, hat er sich kurzerhand selbst zum Kirchenoberhaupt ernannt und besagte Ehefrau köpfen lassen. Tja, wie man in Österreich sagt: blede Gschicht.
 
 
 
Die Kathedrale von Canterbury ist allerdings wirklich sehr groß und äußerst schön anzusehen – von der Größe etwa mit dem Stephansdom zu vergleichen. Der typisch englische Stil dominiert wieder außen, während die Kirchen innen eher schlicht gehalten werden. Davon unterscheiden sich die katholischen Kirchen ja sehr, die können innen ja meist nicht pompös genug sein. Gott sei Dank haben wir den Ausflug an einem Sonntag unternommen – an allen anderen Tagen hätten wir nämlich 8,50 Pfund Eintritt bezahlen müssen. Schon ziemlich viel, für eine Kirche… Einige Korridore im hinteren Bereich haben mich jedoch sehr stark an die Harry Potter Filme erinnert. Ob hier wohl einige Szenen gedreht worden sind? Seht und entscheidet selbst: