Mittwoch, 2. April 2014

Leeds Castle & Canterbury


Ein herzliches Hallo & Grüß Gott von der britischen Insel. Diesmal würd ich mich gerne mal den kulturellen Unterschieden zwischen Österreichern und Briten widmen.

1.       Also, ich bleib ja dabei – die Briten müssen dringend noch lernen, dass das heiße Wasser in den Tee gehört und die Milch in den Kakao. Kakao mit Wasser ist für mich ein absolutes No-Go – und in meinen Tee kommt nur Zucker, wenn überhaupt.

2.       Eines muss ich ihnen allerdings lassen – die Londoner verstehen das „Lass die Leute zuerst aussteigen bevor du in den Zug einsteigst“-Prinzip um einiges besser als die Wiener. Wir sind halt in gewisser Hinsicht doch ein komisches Volk – oder zumindest einfach nur äußerst dickköpfig.

3.       Sowohl im Beruf als auch im Privatleben – jeder ist hier sofort per du, oder, besser gesagt „on first name terms“. Einen wirklichen Unterschied zwischen du und Sie gibt es ja in der englischen Sprache bekanntlich nicht – daher spricht man auch neue Geschäftspartner gleich mit dem Vornamen an. Manch Österreicher wäre da wohl schockiert… find ich persönlich im Büro aber eigentlich ganz locker.

4.       Die Zeit… achja, die liebe Zeit. Ich gehör ja zu der speziellen Kategorie, die bereits stinkig wird, wenn man mich 10 Minuten warten lässt. Wenn es 9.00 heißt, kann man davon ausgehen, dass ich um 8.50 da bin. So sehen das die Briten allerdings nicht – wenngleich bei manchen Sachen sehr genau, sieht man es im Bezug auf die Zeit eher locker. Wenn die Arbeit um 9.30 beginnt, kann man auch schon mal um 9.50 auftauchen, ohne auch nur ein Wörtchen der Entschuldigung oder Erklärung zu verlieren. Ähnlich verhält es sich aber auch in die andere Richtung – während meinereiner püntklich um 17.30 das Gebäude verlässt, macht der Brite erst noch seine Arbeit zu Ende, eher er den Heimweg antritt.

Nun ja, das waren mal einige wichtige Punkte, die mir so aufgefallen sind. Vielleicht jetzt wieder zurück zu meinem Alltagsleben hier in der britischen Metropole London. Also, seit vergangener Woche habe ich nun die Position des Customer Service Officers übernommen. Wie bereits im letzten Blog Eintrag beschrieben, habe ich nun noch mehr Verantwortung. Insbesondere das Händeln von Beschwerden ist eine heikle Sache. Da muss man wirklich sehr genau aufpassen, was man zu wem sagt. Und – ganz wichtig: die eigene Meinung niemals äußern. Meine Vorgesetzten haben nämlich gemeint, ich würde mir das wohl noch etwas zu sehr zu Herzen nehmen. Als Anwältin wäre ich wohl bestens geeignet gewesen – aber wer mich charakterlich etwas einschätzen kann, wird mir dabei wohl sowieso zustimmen ;)

Dennoch gefällt es mir, da ich mich dadurch noch aktiver ins Unternehmen einbringen kann und mir die Arbeit schön selbst einteilen kann. Blöderweise schiebe ich dann die langweiligen Sachen immer ein bisschen vor mir her. Aber, obwohl in diesem Bereich die Disziplin wohl gerade etwas fehlt, ist sie beim Essen doch jetzt umso stärker. Die meiste Zeit hab ich mich eigentlich recht gut im Griff und komme mit etwa 1300 Kalorien am Tag aus. Und das, obwohl Essen abgesehen von Reisen, Fotografie und dem Sammeln von Postkarten wohl meine größte Leidenschaft ist. Insbesondere das Naschen habe ich so gut wie ganz eingestellt – wer keine Schokolade einkauft und nicht dreist genug ist, die seiner Mitbewohner zu stehlen, isst halt auch keine. Außer wenn wieder mal jemand Maltesers in die Mitarbeiter Küche stellt… so wie heute. Sich da zu beherrschen erfordert schon einen eisernen Willen. Dafür komme ich locker auf meine 5 Portionen Obst täglich – wenn nicht sogar mehr. Schaden wird mir das Fasten auf jeden Fall nicht, davon geh ich zumindest aus.

So, und nun zum vergangenen Wochenende. Am Sonntag haben wir ja einen Ausflug nach Canterbury und Leeds Castle unternommen. Laut Wetterbericht sollte es ja zumindest nicht regnen – ganz auf meiner Seite waren die Wettergötter jedoch doch nicht. Eine penetrante Wolkendecke wollte den ganzen Tag einfach nicht verschwinden und hat mir permanent die Chance auf das perfekte Foto versaut. Und ja, ich weiß, der Großteil wird sich jetzt denken: „Die soll froh sein, dass nicht regnet, ist doch wurscht wie der Himmel anschaut“. Nun ja, ihr habt alle eure Leidenschaften: Lesen? Gartenarbeit? Musik? Nun, meine ist Fotografie und da bin ich eben ein Perfektionist. Bin eben so, und ich glaub das passt schon so.
 
 

Leeds Castle hat mir trotz allem sehr gut gefallen. Ist nicht so bekannt wie Windsor oder Warwick Castle (Harry Potter!), also wohl eher ein Geheimtipp. Gerade deswegen sehr schön – umgeben von einem blühenden Park und einem richtigen Burggraben. Bekannt ist das Schloss auch für seine schwarzen Schwäne. Nein, das ist nicht nur ein Film, die gibt es wirklich.
 
 
 
Auch von innen gab es ein paar schöne Räume zu sehen. Insbesondere die letzten Räume, sehr von der Tudor Zeit angehaucht, haben es mir sehr angetan. Hat mich ein bisschen an die Räumlichkeiten im Schloss Schönbrunn erinnert. War das Geld auf jeden Fall wert.
 
 

Canterbury selbst war auch ganz nett – diesen Ausdruck hab ich bewusst gewählt. Mit „ganz nett“ meint man zwar normalerweise scheiße, aber ich habs wirklich nett gefunden. Allerdings auch nicht so entzückend wie Cambridge. Das mag aber auch am Wetter gelegen haben – liebe Sonne, wo warst du, als ich dich so dringend gebraucht habe? Während sich Cambridge durch seine Elite Uni auszeichnet, ist Canterbury eher als Zentrum der englischen Kirche bekannt. Auf dieser Tour habe ich auch erfahren, dass die Queen offiziell das Oberhaupt der englischen Kirche ist. Habe zwar gewusst, dass es nicht der Papst ist, aber trotzdem… Interessant zu wissen. Natürlich war es wieder unser altbekannter Freund Heinrich VIII, der sich da schon wieder aufgespielt hat. Als sich der Papst geweigert hat, seine Ehe zu scheiden, hat er sich kurzerhand selbst zum Kirchenoberhaupt ernannt und besagte Ehefrau köpfen lassen. Tja, wie man in Österreich sagt: blede Gschicht.
 
 
 
Die Kathedrale von Canterbury ist allerdings wirklich sehr groß und äußerst schön anzusehen – von der Größe etwa mit dem Stephansdom zu vergleichen. Der typisch englische Stil dominiert wieder außen, während die Kirchen innen eher schlicht gehalten werden. Davon unterscheiden sich die katholischen Kirchen ja sehr, die können innen ja meist nicht pompös genug sein. Gott sei Dank haben wir den Ausflug an einem Sonntag unternommen – an allen anderen Tagen hätten wir nämlich 8,50 Pfund Eintritt bezahlen müssen. Schon ziemlich viel, für eine Kirche… Einige Korridore im hinteren Bereich haben mich jedoch sehr stark an die Harry Potter Filme erinnert. Ob hier wohl einige Szenen gedreht worden sind? Seht und entscheidet selbst:
 
 

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