Ein
herzliches Hallo & Grüß Gott von der britischen Insel. Diesmal würd ich
mich gerne mal den kulturellen Unterschieden zwischen Österreichern und Briten
widmen.
1. Also, ich bleib ja dabei – die
Briten müssen dringend noch lernen, dass das heiße Wasser in den Tee gehört und
die Milch in den Kakao. Kakao mit Wasser ist für mich ein absolutes No-Go – und
in meinen Tee kommt nur Zucker, wenn überhaupt.
2. Eines muss ich ihnen allerdings
lassen – die Londoner verstehen das „Lass die Leute zuerst aussteigen bevor du
in den Zug einsteigst“-Prinzip um einiges besser als die Wiener. Wir sind halt
in gewisser Hinsicht doch ein komisches Volk – oder zumindest einfach nur äußerst
dickköpfig.
3. Sowohl im Beruf als auch im
Privatleben – jeder ist hier sofort per du, oder, besser gesagt „on first name
terms“. Einen wirklichen Unterschied zwischen du und Sie gibt es ja in der
englischen Sprache bekanntlich nicht – daher spricht man auch neue
Geschäftspartner gleich mit dem Vornamen an. Manch Österreicher wäre da wohl
schockiert… find ich persönlich im Büro aber eigentlich ganz locker.
4. Die Zeit… achja, die liebe Zeit. Ich
gehör ja zu der speziellen Kategorie, die bereits stinkig wird, wenn man mich
10 Minuten warten lässt. Wenn es 9.00 heißt, kann man davon ausgehen, dass ich
um 8.50 da bin. So sehen das die Briten allerdings nicht – wenngleich bei
manchen Sachen sehr genau, sieht man es im Bezug auf die Zeit eher locker. Wenn
die Arbeit um 9.30 beginnt, kann man auch schon mal um 9.50 auftauchen, ohne
auch nur ein Wörtchen der Entschuldigung oder Erklärung zu verlieren. Ähnlich
verhält es sich aber auch in die andere Richtung – während meinereiner
püntklich um 17.30 das Gebäude verlässt, macht der Brite erst noch seine Arbeit
zu Ende, eher er den Heimweg antritt.
Nun ja, das
waren mal einige wichtige Punkte, die mir so aufgefallen sind. Vielleicht jetzt
wieder zurück zu meinem Alltagsleben hier in der britischen Metropole London.
Also, seit vergangener Woche habe ich nun die Position des Customer Service
Officers übernommen. Wie bereits im letzten Blog Eintrag beschrieben, habe ich
nun noch mehr Verantwortung. Insbesondere das Händeln von Beschwerden ist eine
heikle Sache. Da muss man wirklich sehr genau aufpassen, was man zu wem sagt.
Und – ganz wichtig: die eigene Meinung niemals äußern. Meine Vorgesetzten haben
nämlich gemeint, ich würde mir das wohl noch etwas zu sehr zu Herzen nehmen.
Als Anwältin wäre ich wohl bestens geeignet gewesen – aber wer mich
charakterlich etwas einschätzen kann, wird mir dabei wohl sowieso zustimmen ;)
Dennoch
gefällt es mir, da ich mich dadurch noch aktiver ins Unternehmen einbringen
kann und mir die Arbeit schön selbst einteilen kann. Blöderweise schiebe ich
dann die langweiligen Sachen immer ein bisschen vor mir her. Aber, obwohl in
diesem Bereich die Disziplin wohl gerade etwas fehlt, ist sie beim Essen doch
jetzt umso stärker. Die meiste Zeit hab ich mich eigentlich recht gut im Griff
und komme mit etwa 1300 Kalorien am Tag aus. Und das, obwohl Essen abgesehen
von Reisen, Fotografie und dem Sammeln von Postkarten wohl meine größte
Leidenschaft ist. Insbesondere das Naschen habe ich so gut wie ganz eingestellt
– wer keine Schokolade einkauft und nicht dreist genug ist, die seiner
Mitbewohner zu stehlen, isst halt auch keine. Außer wenn wieder mal jemand
Maltesers in die Mitarbeiter Küche stellt… so wie heute. Sich da zu beherrschen
erfordert schon einen eisernen Willen. Dafür komme ich locker auf meine 5
Portionen Obst täglich – wenn nicht sogar mehr. Schaden wird mir das Fasten auf
jeden Fall nicht, davon geh ich zumindest aus.
So, und nun
zum vergangenen Wochenende. Am Sonntag haben wir ja einen Ausflug nach
Canterbury und Leeds Castle unternommen. Laut Wetterbericht sollte es ja
zumindest nicht regnen – ganz auf meiner Seite waren die Wettergötter jedoch
doch nicht. Eine penetrante Wolkendecke wollte den ganzen Tag einfach nicht
verschwinden und hat mir permanent die Chance auf das perfekte Foto versaut. Und
ja, ich weiß, der Großteil wird sich jetzt denken: „Die soll froh sein, dass
nicht regnet, ist doch wurscht wie der Himmel anschaut“. Nun ja, ihr habt alle
eure Leidenschaften: Lesen? Gartenarbeit? Musik? Nun, meine ist Fotografie und
da bin ich eben ein Perfektionist. Bin eben so, und ich glaub das passt schon
so.
Leeds
Castle hat mir trotz allem sehr gut gefallen. Ist nicht so bekannt wie Windsor
oder Warwick Castle (Harry Potter!), also wohl eher ein Geheimtipp. Gerade
deswegen sehr schön – umgeben von einem blühenden Park und einem richtigen
Burggraben. Bekannt ist das Schloss auch für seine schwarzen Schwäne. Nein, das
ist nicht nur ein Film, die gibt es wirklich.
Auch von innen gab es ein paar
schöne Räume zu sehen. Insbesondere die letzten Räume, sehr von der Tudor Zeit angehaucht,
haben es mir sehr angetan. Hat mich ein bisschen an die Räumlichkeiten im
Schloss Schönbrunn erinnert. War das Geld auf jeden Fall wert.
Canterbury
selbst war auch ganz nett – diesen Ausdruck hab ich bewusst gewählt. Mit „ganz
nett“ meint man zwar normalerweise scheiße, aber ich habs wirklich nett
gefunden. Allerdings auch nicht so entzückend wie Cambridge. Das mag aber auch
am Wetter gelegen haben – liebe Sonne, wo warst du, als ich dich so dringend
gebraucht habe? Während sich Cambridge durch seine Elite Uni auszeichnet, ist
Canterbury eher als Zentrum der englischen Kirche bekannt. Auf dieser Tour habe
ich auch erfahren, dass die Queen offiziell das Oberhaupt der englischen Kirche
ist. Habe zwar gewusst, dass es nicht der Papst ist, aber trotzdem… Interessant
zu wissen. Natürlich war es wieder unser altbekannter Freund Heinrich VIII, der
sich da schon wieder aufgespielt hat. Als sich der Papst geweigert hat, seine
Ehe zu scheiden, hat er sich kurzerhand selbst zum Kirchenoberhaupt ernannt und
besagte Ehefrau köpfen lassen. Tja, wie man in Österreich sagt: blede Gschicht.
Die Kathedrale von Canterbury ist allerdings wirklich sehr groß und äußerst
schön anzusehen – von der Größe etwa mit dem Stephansdom zu vergleichen. Der
typisch englische Stil dominiert wieder außen, während die Kirchen innen eher
schlicht gehalten werden. Davon unterscheiden sich die katholischen Kirchen ja
sehr, die können innen ja meist nicht pompös genug sein. Gott sei Dank haben
wir den Ausflug an einem Sonntag unternommen – an allen anderen Tagen hätten
wir nämlich 8,50 Pfund Eintritt bezahlen müssen. Schon ziemlich viel, für eine
Kirche… Einige Korridore im hinteren Bereich haben mich jedoch sehr stark an
die Harry Potter Filme erinnert. Ob hier wohl einige Szenen gedreht worden
sind? Seht und entscheidet selbst:
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