Dienstag, 17. Juni 2014

Paris ♥


Stadt der Liebe, Stadt der Kunst, Stadt der Mode – kaum eine Stadt hat so viele Beinamen wie Paris. Definitiv ist die französische Metropole auch ein absolutes Muss auf der Liste jedes Reisefreudigen und Fotografen, wie ich einer bin. Paris wollte ich schon lange sehen, und von London aus ist dieses Traumziel vergleichsweise günstig zu erreichen. 66 Pfund hin und retour kostete die Fahrt mit dem Eurostar, mit dem man in knapp zwei Stunden zwischen der britischen und der französischen Hauptstadt hin und her fahren kann. Nach gründlichen Recherchen habe ich auch ein Hotel mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis gefunden, dass den Anforderungen und Erwartungen eines  eher schmalen Geldbeutels gerecht wird.

Die Wettervorhersage ließ mein Herz gleich höher schlagen – um die 25 Grad und strahlender Sonnenschein. Das hieß grünes Licht für tolle Fotos. Unser Hotel hatte ich mit Bedacht gewählt, fünf Gehminuten vom Bahnhof Gare du Nord. Ergo konnten wir gleich die Koffer abstellen und uns umgehend auf Entdeckungstour begeben. Und was ist da wohl die erste Station, wenn ein Liebhaber großer Sehenswürdigkeiten ist und sich erstmal zurecht finden möchte? Richtig, eine tonnenschwere Konstruktion aus Eisen, die von einem gewissen Gustav Eiffel entworfen wurde und wohl zu den bekanntesten Monumenten der heutigen Zeit zählt. Eiffelturm, Big Ben, Empire State Building, Freiheitsstatue… das sind doch so die Monumente, die man im Laufe seines Lebens so sehen will, oder?
 
 
 
Tja, einige habe ich schon gesehen, aber meine Liste ist schier eeeendlos lang. Aber das ist wieder eine andere Baustelle. Kurzum, das Wetter war perfekt und es war für mich wirklich ein besonderer Moment, als ich den Eiffelturm erstmals gesehen habe. Wenn man schon mal da ist, sollte man ihn auch besteigen. Zwar bin ich nicht die sportlichste Person, wenn es ums Joggen und Gewichte stemmen geht, aber eines kann ich euch sagen: zu Fuß gehen und Stiegen steigen kann ich wie keine Zweite. Daher reichte meine Konstruktion auch locker dafür aus, den Eiffelturm bis zur zweiten Etage zu Fuß zu besteigen. Und das sind doch geschätzte 150 Meter an Höhe – wie viele Stiegen das jetzt genau sind, kann ich leider nicht sagen. Was ich euch jedoch sagen kann – an heißen Tagen kommt einem der Weg doppelt so lange vor. War jedoch eindeutig die günstigere Alternative zum Aufzug – um vier Euro war man bereits mit von der Partie. Mitten im Eiffelturm finden momentan Umbauarbeiten statt – faszinierend eigentlich, dass man die von außen überhaupt nicht sieht. Umso besser, versaut mir zumindest nicht meine wertvollen Bilder. Für den Ausblick hatte sich der Aufstieg gelohnt. Auf die Bürogebäude der La Defense, die Seine und den Trocadero hatte man einen wirklich guten Blick.
Auch Notre Dame, Sacre Coeur und der Invalidendom waren in der Ferne schon zu erkennen. Leider gab es auch hier wieder das, wie ich es nenne, „Empire State Building Problem“. So wie man halt vom Empire State Building aus das Empire State Building nicht sieht, sieht man vom Eiffelturm auch selbigen nicht. Aber dafür ja sonst fast von jedem Winkel der Stadt. Nachdem genug Ausblickfotos geschossen wurden, überquerten wir die Seine Brücke in Richtung Trocadero und wanderten gegen Osten zum Triumphbogen, an dem die Pariser Prachtboulevards zusammenlaufen. Geschockt musste ich gleich feststellen, dass ein kleiner Teil hinter weißen Planen versteckt war, offenbar wieder Restaurierungsarbeiten. War zwar nur ein kleiner Teil, aber… Ach, was soll ich überhaupt noch schreiben, ihr kennt ja meine Einstellung zu solchen Dingen mittlerweile ziemlich gut, wenn ihr meine anderen Blogs gelesen habt oder mich persönlich kennt. Aber im Laufe der Tage wurde die Abdeckung immer weniger, und so ist mir am letzten Tag dieses Foto gelungen:
 
 

Glücklicherweise sind zahlreiche Attraktionen in Paris für EU Bürger unter 26 Jahren gratis, darunter auch das nette Gebilde des Triumphbogens. Meinen Pass hab ich mit einer Leichtlebigkeit und einem Hauch Arroganz hingehalten, wie ich es gerne mit meiner goldenen Kreditkarte mache. Wirkt ja fast wie eine Dauerkarte in Paris, wirklich fantastisch. Ebenso der Ausblick vom Triumphbogen, auch dieser war die makabere Wendeltreppe allemal wert. Die Avenue des Champs-Élysées, die Straße der Reichen und Schönen, war hier auch deutlich zu sehen. Designer aus aller Welt reißen sich um einen Verkaufsplatz auf dieser prächtigen Allee – und wer es sich leisten kann, lässt die Kreditkarte glühen. Oder die des Ehemannes. Oder des Vaters, wie auch immer. In dieser Gegend ein leistbares Mittagessen aufzutreiben, das war vielleicht eine Herausforderung. Da wollte ich dann Geld sparen und hab mich schließlich für ein (nicht ganz landestypisches) Big Mac Menü entschieden. Und siehe da – besagtes Menü schlägt doch glatt mit 7,80 Euro zu Buche. In Österreich sagen wir gerne „Wien ist anders“ – pfff, von wegen. Paris ist anders! In vielen Aspekten. Als typische Österreicherin gilt meine feindselige Haltung in erster Linie natürlich in erster Linie den Deutschen – naja, nicht unbedingt feindlich, aber wenn ich in London einen Berliner Slang hör, wie man ihn beim äußerst niveauvollen RTL Nachmittagsprogramm so gerne hört, verdreh ich eigentlich immer die Augen. Aber die Franzosen sind ja an Unhöflichkeit kaum zu übertreffen – und dieses penetrante Beharren auf der eigenen Sprache. Ja, genau deswegen versteht hier auch nur etwa jeder Dritte Englisch. Eigentlich bin ich mit Englisch immer überall sehr gut zurecht gekommen, aber hier plagt man sich einfach. Mein gar nicht so kleines Sprachen-Repertoire beinhaltet nämlich kein Französisch. Ebenso wie diese weltfremde Haltung hat mich die Aufdringlichkeit der schwarzen Eiffelturm Verkäufer  bei den Sehenswürdigkeit gestört (da muss man wirklich aufpassen, dass einem vor lauter Ärger nicht mal das N-Wert rausrutscht) sowie der berstende Uringestank in den U-Bahn Stationen. Angeblich lässt man ja nachts und im Winter die U Bahn Stationen offen, damit die Obdachlosen hier übernachten können – wundert mich also nicht, wo der strenge Geruch herkommt. Trotzdem, ums im Österreichischen zu halten: i kunnt mi auspeibn, es graust ana Sau!
 
 

So, zurück zum Programm: danach fuhren wir weiter zur Basilika Sacre Coeur, die in reinem Weiß auf dem Montmatre thront und von ihren über 300 Stufen einen Panorama Blick über Paris bietet. Für diese horrende Anzahl von Treppen hatte ich nach dem Eiffelturm und Triumphbogen aber wirklich keine Energie mehr, daher mussten ein paar Fotos von außen reichen. Aus dieser Perspektive ist sie auch nett anzusehen, wie ein kleines Schlösschen aus Zuckerguss. In dieser Gegend befinden sich auch die meisten Souvenirgeschäfte. Relativ eng reihen sie sich hier aneinander und verhökern all das, was man uns Touristen so andrehen kann. Natürlich eine Hochburg für mein Sammlerherz, und so fanden gleich ein paar Postkarten sowie ein kleines Modell meines Eisenfreundes (Eisenturm + Eisenbock = Eisenfreunde) in meine Tasche.
 
 

Unserer weiterer Weg führte uns in Richtung Île de la Cité, eine Binneninsel auf der Seine und gleichzeitig der älteste Teil von Paris. Hier findet man ein Monument vor, welches nicht weniger berühmt als der Eiffelturm ist, dafür aber um einige hundert Jahre älter und meiner Generation unter anderem durch einen Disneyfilm näher gebracht wurde. In besagten Disneyfilm wurden Wasserspeier lebendig und ein buckeliger, niedlicher Kerl verkörperte den Protagonisten – na, klingelt’s jetzt? Ja, die Notre Dame gehört zweifellos zu den schönsten Kirchen, die mir bis jetzt untergekommen sind. Von innen natürlich wieder um einiges prächtiger als die englischen Kirchen, da man in Frankreich ja auch vorzugsweise katholisch ist und da an bunten Fenster und prunkvollen Altären nicht gespart wird. Fotografieren mit dem Blitz war verboten, allerdings hätte ich ohne Blitz auf meinen Fotos gar nichts erkannt, also ließ ich meine rebellische Ader das Ruder übernehmen. Da aber ein Pfarrer gerade die Messe gehalten hat, habe ich beim Verlassen der Kirche umgehend das große Kreuz gebetet, damit ich mich nicht mehr so schlecht fühlte. Aber ich denke, es gibt Schlimmeres, als in einer alten Kirche mit Blitz zu Fotografieren.
 
 
 
 
 

Teilweise kann man in Paris schon einiges zu Fuß gehen, also ließen wir uns mit dem Fersenmoped zum Louvre transportieren. Einst ein königlicher Palast gewesen, so ist es heute das größte Museum der Welt – und ja, es ist wirklich ein gigantischer Gebäudekomplex. Meinem kompetentem Marco Polo Reiseführer habe ich entnommen, dass man sensationelle 17 km zurücklegen muss, wenn man alles im Louvre sehen möchte. Leider habe ich mich im Vorfeld zu wenig mit den dortigen Ausstellungen beschäftigt, um mir ein ideales Louvre Programm für mich zusammenzustellen. Zu schade, denn der Eintritt wäre wieder gratis gewesen. Dagegen sprachen jedoch die wie immer langen Warteschlagen sowie das Zeitproblem – wer nur vier Tage in Paris ist und viel sehen möchte, muss Abstriche machen. So muss ich mir die Mona Lisa eben das nächste Mal ansehen – so habe ich zumindest einen Grund, wiederzukommen. Doch auch von außen ist der Palais du Louvre nicht zu verachten. Die moderne Pyramide bietet einen sensationellen Kontrast zum alten Palast. Leider bleibt man auch hier von den maximalpigmentierten Mitbürgern mit ihrer Hehler Ware nicht verschont. („Schleichts eich doch afoch!“)
 
 

Auf dem Weg von der Notre Dame zum Louvre sind wir auch an den Brücken vorbeikommen, wo Leute ihre Schlösser aufhängen und dann den Schlüssel wegwerfen. Süß ist das eigentlich schon – würde ich auch machen, wenn ich denn meinen großen, dunkelhaarigen Traumprinzen mit Doktortitel und Waschbrettbauch schon gefunden hätte. Gut, anschließend haben wir mal ins Hotel eingecheckt – Zimmer in Ordnung, Bad relativ groß, alles sauber, fast nichts auszusetzen. Gutes Preis-Leistungsverhältnis, ich bin zufrieden gewesen mit meiner Wahl.

Gerade um diese Zeit muss man vergleichsweise lang warten, bis die tiefe Abendsonne endlich das Weite sucht und dem sanften Mondlicht dem Vortritt lässt. Vor 22.30 tut sich da gar nichts, und so unternahmen wir um diese Zeit dann gemächlichen Fußmarsch zum Moulin Rouge, welches sich in unmittelbarer Nähe der Sacre Coeur im Viertel Montmatre befindet. In der „Roten Mühle“ (ja, so viel Französisch kann sogar ich) bekommt man angeblich den besten Burlesque Tanz in Paris zu sehen. Großartige Shows sollen einem hier geboten werden, so sagt man. Reingegangen sind wir allerdings nicht, ein paar nette Aufnahmen von außen waren auch in Ordnung. In diesem Viertel spielt sich abends das Leben ab – zahlreiche Bars, Cafés und auch Striplokale machen die Nacht in Montmatre zum Tag.
 
 

Unser zweiter Tag begann gleich mit einem der Top Touristenziele Frankreichs, in dem Geschichte wahrhaft lebendig wird: Versailles. Erinnert man sich an den Geschichtsunterricht aus vergangenen Tagen zurück (lang, lang ist‘s her), so fällt einem bei Begriffen wie Ludwig XIV, Absolutismus und Vertrag von Versailles doch noch einiges ein. Zumindest das Bild vom selbsternannten Sonnenkönig – wie ich finde, nicht gerade eine Schönheit.
 
 
 

Schon bei der Ankunft stellte man fest, dass es sich hierbei um ein Areal von gigantischem Ausmaß handelt. An die Lieben in meiner Heimat: der Schlosspark von Grafenegg ist NICHTS dagegen, nicht mal Schloss Schönbrunn kann da noch mithalten. Über ein wirklich riesiges Gelände erstrecken sich die symmetrischen Schlossgärten von Versailles. Der Palast selber nimmt dabei ja nur einen geringen Teil ein. Ein kleiner Irrgarten beherbergt verschiedene Brunnen, die alle eine bestimmte Bedeutung haben. Leider sind die Springbrunnen nur dienstags und samstags im Betrieb, und wir waren an einem Donnerstag da. Warum man die Springbrunnen eigentlich nicht permanent aktiviert, ist mir immer noch ein Rätsel – dann würden sich die Besucherströme bestimmt um einiges besser verteilen. Aber die Franzosen sind eben anders, wie gesagt. Dafür hat sich das Wetter abermals von seiner guten Seite gezeigt, das ist doch auch was. Mit dem Zug ging es also nach Versailles, was etwa eine halbe Stunde vom Pariser Stadtzentrum aus dauerte. Anschließend starteten wir umgehend mit einem Rundgang durch die Gärten – „Liebe zum Detail“ ist hier noch sehr weit untertrieben. Hier mussten sich wohl hunderte, wenn nicht tausende Landschaftsarchitekten und Gärtner selbst verwirklicht haben. Über 67km² (!!!) erstreckt sich das Areal des Schloss Versailles und zeigt sich mit Springbrunnen, Irrgärten, Skulpturen und allerlei sonstigem Schnickschnack wirklich von seiner schicksten Seite. Ein Brunnen in der Nähe des Schlosses wurde zwar auch umgebaut – aber auf so einem riesigen Areal wird wohl immer irgendwas zu machen sein.
 
 

Unser Guide erzählte uns so manche Anekdote aus der Zeit des Absolutismus in Frankreich – etwa dass Ludwig XIV ein begnadeter Tänzer war und dass Spiegel zur damaligen Zeit fast wertvoller waren als Gold. Daher bildet der Spiegelsaal im Inneren des Schlosses wohl auch das Herzstück von Versailles. Wie das wohl alles im Frühling aussehen muss, wenn alles blüht und dazu noch ein Springbrunnentag ist, das habe ich mir dauernd gedacht. Nach einer guten Stunde Führung durch die Gärten wurden wir mit Audioguides ausgestattet und durften das Schloss selbst erkunden. Ebenso wie vom ersten Eindruck her, kann ich nur wieder sagen: Schloss Schönbrunn wirkt sehr schlicht gegen Versailles. Fresken, Goldverzierungen, aufwendige Wandteppiche und gigantische Portraits – wer den französischen Absolutismus als Größenwahn klassifizieren möchte, liegt wohl gar nicht so falsch. Was mir in den Gärten noch nicht so auffiel, jetzt jedoch umso mehr: obwohl die Springbrunnen an diesem Tag still gelegt waren, wimmelte es nur so von Menschen. Sowas hatte ich noch nicht erlebt, hunderte von Besuchern tummelten sich in den prachtvollen Sälen aus Gold und Größenwahn. Das macht gute Fotos natürlich wieder umso schwerer. Aber zumindest hat man es mal gesehen – meine mentales Fotoalbum wird kontinuierlich erweitert, was mich sehr freut.
 
 

Von außen wollten wir uns dann gerne die Gärten ansehen, die wir zuvor noch nicht abgeklappert hatten – weiter hinten gab es einen weitläufig angelegten See sowie die Gärten der Marie Antoinette. Dorthin zu gehen, nahm aufgrund der weiten Entfernung schon mal eine beträchtliche Menge Zeit in Anspruch. Umso enttäuschter war ich dann von der Tatsache, dass man den Eintritt in die besagten Gärten von Marie Antoinette wieder zusätzlich entrichten musste. Bei dem nicht unerheblichen Preis, den wir ja für diesen Ausflug gezahlt hatten, war das schon eher eine Enttäuschung, das muss ich ehrlich zugeben.
 
 

Ein Wassereis mit Eisteegeschmack und ein paar Postkarten später hatten wir uns wieder auf dem Bahnhof eingefunden und fuhren mit dem Schnellzug zurück ins Pariser Stadtzentrum. Von dort aus erkundeten wir erstmals ausführlich den Trocadero, eine prächtige Plattform direkt gegenüber vom Eiffelturm, auf der anderen Seite der Seine. Dass man von hier aus den besten Blick zum Eiffelturm hat, ist unter Paris Touristen längst kein Geheimnis mehr. Einen prächtigen Springbrunnen hat man auch hier angelegt, sowie diverse Goldstatuen, die die Plattform quasi einzäunen. Von hier aus sieht man Menschen in den kuriosesten Stellungen vor dem Eiffelturm posieren, Anweisungen werden in allen möglichen Sprachen von den Fotografen zugerufen, um diese Erinnerung auf dem perfekten Foto zu verewigen. Der Trocadero und der dazugehörige Park mit Springbrunnen gehört bestimmt zu DEN Treffpunkten der Pariser Szene. Im Brunnen zu baden ist nämlich nicht verboten, und so hat dieser schöne Tag so manchen Sonnenanbeter aus der Reserve gelockt.
 
 

Zu Fuß spazierten wir dann die Seine entlang Richtung Osten, bis zum Place de la Concorde. Ein mächtiger, ägyptischer Obelisk sticht hier sofort heraus, ebenso wie zwei Sprungbrunnen, bei denen man an Gold wieder mal nicht gespart hat. Einen Teil des Platzes hatte man leider wieder mal renoviert. Trotz allem denke ich, dass das hier der Trafalgar Square von Paris ist – ein wichtiger Platz, auf dem so manche Veranstaltungen stattfinden und sich das Leben tummelt.
 
 

Die Pont Alexandre III ist wohl die mächtigste und schönste Brücke in Paris, an Engeln und Gold hat man hier eindeutig nicht gespart. Von der Seine aus hätte ich sicher noch bessere Bilder bekommen, aber auch von den Ufern aus war sie sehr schön anzusehen. Der Größenwahn des kleinen Napoleon wurde in dieser Brücke perfekt repräsentiert. Über die Brücke führte der Weg direkt zum Invalidendom. Die goldene Kuppel ist von vielen Punkten der Stadt sichtbar, außerdem hat Napoleon hier seine letzte Ruhe gefunden. Zur Besichtigung kamen wir leider schon zu spät, aber auch von außen war sie nett anzusehen.
 
 

Freitag der 13. ist ja bekanntermaßen als Unglückstag verschrien – für mich hätte der Tag glücklicher kaum sein können, denn an diesem Tag besuchten wir den Ort, an dem Kinderträume Wirklichkeit werden: Disneyland Paris. Ob man mit 21 nicht schon zu alt für Kinderfilme sei? Von wegen! König der Löwen, Bambi, 101 Dalmatiner, Arielle, Aristocats, Mulan, Hercules, Aladin – ich hab sie alle geliebt und das hat sich bis heute nicht geändert. Ducktales und Mickey Mouse standen im Volksschulalter ebenfalls auf meinem täglichen Programm. Und da träumt natürlich jedes Kind davon, endlich mal ins Disneyland zu fahren, oder? Als ich beim Einlass das Schloss von Dornröschen gesehen habe, ist mir gleich das Herz aufgegangen. Ich konnte es kaum fassen, dass ich tatsächlich im Disneyland angekommen war, nach all diesen Jahren. An diesem besonderen Tag ließ ich es mir natürlich nicht nehmen, Minnie Mouse Ohren zu kaufen und den ganzen Tag damit herumzulaufen.
 
 
 
In den Blumengärten vor dem Schloss traf man auf Simba & Nala, 101 Dalmatiner, die Aristocats sowie Bambi und seine Freunde, die man alle kunstvoll und mit viel Liebe aus Blumen nachgestellt hatte. Ach, wenn man so ein Disneyfan ist wie ich, ist man von dem ganzen Ambiente einfach zunächst völlig überwältigt. Disneyland Park unterteilt sich in vier kleinere Parks, die alle jeweils auf ein bestimmtes Thema spezialisiert sind. Fantasy Land ist die klassische Märchenwelt, in der man beispielsweise auf die Disney Prinzessinnen treffen kann und mit bunten Karussells eine Runde drehen kann. Adventure Land richtet sich, wie der Name schon sagt, an Abenteuerlustige und thematisiert u.a. Fluch der Karibik und Indiana Jones. Im Frontier Land entführt man die Besucher auf eine aufregende Reise in den Wilden Westen, in die Zeit von Cowboys und Goldgräbern. Zuguterletzt wäre dann noch Discovery Land, das sich mit Technik, Raum und Zeit beschäftigt und die bekanntesten Fahrgeschäfte des Resorts enthält, wie etwa Space Mountain oder Autopia.



Von der tropischen Vegetation angezogen, machten wir zuerst das Adventure Land unsicher. Auf Hängebrücken und zahlreichen Stufen fühlte man sich hier wie auf einer Urwald Expedition, ehe man das Piratenschiff und den Totenkopffelsen zu Gesicht bekam. Wirklich sehr schön angelegt, hat mich beeindruckt. Unsere erste Fahrt unternahmen wir im Tempel von Indiana Jones, was aber eher kurz gehalten war. Ein altes Piratenschloss, das unter dem Motto „Pirates of the Caribbean“ stand, lud natürlich auch gleich zum ausgiebigen Erforschen ein.
 
 
 
Auf kleinen Booten schien man hier durch eine alte Höhle zu fahren, während einem der Alltag der Piraten mit vielen Figuren näher gebracht wurde. Wirklich sehr gut inszeniert, da hat man sich echt Mühe gegeben. Nur Jack Sparrow selber gab sich leider nicht die Ehre, aber den hatte ich ja vor drei Jahren im Madame Tussauds bereits getroffen. Auf unserem Weg von Adventure Land ins Frontier Land trafen wir ganz zufällig auf einen Disneycharakter: Pluto war unterwegs. Mit ihm wollte ich natürlich gleich ein Foto machen, um diesen Moment festzuhalten.
 
 

Zwischen Adventure Land und Frontier Land traf man u.a. auf Aladins Welt, Pocahontas‘ Indian Village sowie zahlreiche Restaurants, falls man sich zwischendurch mal einen Snack gönnen wollte. Die Architektur von Frontier Land wird dominiert von einem großzügig angelegten See, aus dessen Mitte ein paar rote Steinfelsen emporragen. Sollte eine alte Goldmine darstellen, erinnerte mich persönlich jedoch eher an den Grand Canyon, vielleicht aufgrund des roten Gesteins. Hier bot sich auch eine der bekanntesten Attraktionen des Disneylands. Big Thunder Mountain nennt sich das Ding. Auf einer Disneyland Seite hatte ich entnommen, dass man hier gelegentlich um die 90 Minuten (!!!) auf seine Fahrt in der Schlange warten muss. Glücklicherweise war an diesem Tag aber nicht allzu viel los – ich schätzte, dass wir zwischen 15 und 20 Minuten gewartet haben. Das ist doch ein guter Schnitt, will ich mal meinen. Außerdem hat es sich ausgezahlt – vom Action und Spaßfaktor her bisher die beste Attraktion im Disneyland.
 
 
 
Anschließend bot sich die Möglichkeit, auf dem künstlich angelegten See eine kleine Bootsfahrt zu unternehmen – ließ ich mir natürlich auch nicht entgehen, bot ja immerhin schöne Perspektiven für Fotos. Am anderen Ufer das Sees ragte ein altes, merkwürdiges Haus empor, genannt Phantom Manor. Mystery und Grusel find ich ja auch extrem spannend, daher war das schon mal ein Fixpunkt auf meiner Liste, und eine Warteschlange fanden wir auch nicht vor. Die Bahn führte also durch ein altes Gruselschloss, in dem alle klassischen Gruselelemente vertreten waren: das Skelett, dass aus seinem Sarg kriecht, die Geisterfrau im weißen Kleid und der unheimliche Friedhof um Mitternacht. Haben sie aber wirklich gut hingekriegt, muss ich ehrlich sagen – da könnte sich so manche heruntergekommene Geisterbahn im Wiener Prater etwas abschauen. Damit wäre ich am liebsten nochmal gefahren, wenn es die Zeit nur zugelassen hätte. Zahlreiche Restaurants boten eine Vielzahl von kulinarischen Köstlichkeiten an. Dass man ja eigentlich gezwungen war, direkt hier in einem der Disneyland Restaurants sein Mittagessen einzunehmen, hat man die Preise auch dem Monopol entsprechend angepasst. Da kam ich ja mit meinem mexikanischen Mittagessen, bestehend aus zwei Takkos und einer Portion mexikanischem Reis, um knapp 10 Euro ja noch sehr gut davon.
 
 

Fantasy Land ist meines Erachtens eher für die Kleineren geeignet – beispielsweise kann man in den Teetassen des Verrückten Hutmachers oder auf Dumbo’s Karussell eine Runde drehen oder mit Peter Pan auf Entdeckungstour gehen. Das ist dann doch nicht mehr so ganz meine Altersklasse. Im Wunderland Irrgarten traf ich jedoch auf alle Charaktere, die auch schon den Weg der kleinen Alice kreuzten – angefangen vom weißen Kaninchen über die qualmende Raupe und die Grinsekatze bis hin zur Herzkönigin. Eine Fixpunkt im Disneyland ist natürlich ein Meet & Greet mit dem bekanntesten Disney Charakter aller Zeiten: Mickey Mouse. Stolze 45 Minuten durfte ich mich dafür anstellen, aber es hat sich definitiv gelohnt. Ein Foto mit der Mickey Mouse gehört bei einem Disneyland Besuch eben einfach dazu.
 
 

Discovery Land hat für mich persönlich ein bisschen zu wenig Disneyflair, weil es eben zu eher auf Wissenschaft und Technik ausgerichtet ist – und für diese vertrottelte Toy Story konnte ich mich sowieso nie begeistern. Am späten Nachmittag wartete schließlich das Highlight jedes Disney Besuchs auf uns: die Parade. Auf ihren kunstvoll inszenierten Wagen gaben sich die Disneyfiguren die Ehre. Highlights waren dabei für mich natürlich Winnie Pooh (oh Gott, wie hab ich den geliebt) sowie ein kombinierter Wagen, der vorne meinen absoluten Lieblings Disneyfilm zeigte und das Dschungelbuch von hinten. Überragend, natürlich mit viel Musik und Tanz unterlegt.
 
 

Tja, dem ist kaum noch etwas hinzufügen. Am Samstag legten wir unseren Fokus wieder auf Sightseeing. Der Triumphbogen, die Opera Garnier (welche der Pont Alexandre III und dem Invalidendom im Rennen um Paris‘ goldigste Sehenswürdigkeit um nichts nachsteht) und der Jardin du Luxembourg standen noch auf dem Programm, ehe uns am späten Nachmittag der unterirdische Eurostar wieder zurück nach London brachte.
 
 

Man kann meinen Aufenthalt also folgendermaßen zusammenfassen: Paris ist bestimmt eine der schönsten und romantischten Städte der Welt. Dass sie einst eine der wichtigsten Städte der Welt war, merkt man hier ganz deutlich – von ihrer Pracht hat die Stadt nichts verloren. Der Eiffelturm ist für mich wie der Big Ben in London – ich könnte ihn einfach stundenlang betrachten und mich an diesem Anblick erfreuen. Und natürlich etwa 500 Fotos machen, die dann im Endeffekt alle gleich aussehen. Paris werde ich mir definitiv nochmal ansehen – immerhin war ich leider weder auf der Notre Dame (wo ich doch soooo gerne die Wasserspeier aus dem Film gesehen hätte) noch im Louvre, da mich die langen Warteschlange abgeschreckt haben. Dass mich der Disneyzauber ordentlich gepackt hat, muss ich wohl nicht extra erwähnen – kann es nicht erwarten, in Florida die sieben Parks von Disney World zu erkunden!

Sonntag, 15. Juni 2014

Windsor Castle


… und London Dungeon. Diese beiden bekannten Londoner Sehenswürdigkeiten standen vergangenes Wochenende auf dem Programm, als ich wieder mal netten Besuch aus Österreich bekam. Den London Dungeon hatte man großzügigerweise in das „2 for 1“ Sortiment aufgenommen, welches von National Rail angeboten wird. Nun, konkret heißt das, wer mit dem Zug zur besagten Attraktion anreist, darf diese zu zweit besuchen, muss aber nur einmal den Eintritt bezahlen. Und da besagter Eintritt inklusive Foto beim London Dungeon mit 30 Pfund ziemlich großzügig bemessen wurde (wie ich finde), hat sich das für uns natürlich ausgezahlt.

Unter „Dungeon“ versteht man im Englischen einen Kerker – also nichts allzu Nettes und Gemütliches. Der London Dungeon hat sich darauf spezialisiert, seine Besucher in die finsteren Zeiten Londons zu entführen – als Enthauptungen und Hexenverbrennungen an der Tagesordnung waren, die Pest sich wie ein Lauffeuer verbreitete und dunkle Gestalten wie Sweeney Todd und Jack the Ripper ihr Unwesen in der britischen Hauptstadt trieben.
Wie das bei Sehenswürdigkeiten in London eben so ist, ließ man uns mal schön zwei Stunden warten – allerdings bekamen wir direkt beim Ticketverkauf die Einlasszeit zugeteilt, sodass wir uns zwischendurch anderweitig beschäftigen konnten und nicht zwangsläufig die Zeit in Warteschlangen totschlagen mussten. Als man uns dann endlich einließ, habe ich mich gleich sehr gefreut, dass man im Eingangsbereich auf lebendige, ziemlich wohlgenährte Ratten traf. Durch die Käfigstäbe habe ich sie nur zu gern dabei beobachtet, wie sie ihre beleibten Körper die Stahlketten hinaufwinden und aufeinander in noch kleinere Käfige quetschen. Für was das gut sein sollte, sei dahingestellt – trotzdem fand ich die Ratten niedlich, wenngleich auch ihr Ruf nicht unbedingt der beste ist. Lag wohl auch daran, dass diese Ratten (wie gesagt) ziemlich „ausgfressen“ waren und ich moppeligen Tieren einfach nicht widerstehen kann.

Dann ging es auch schon los, mit Heinrich VIII, der in meinem Blog schon mehrfach erwähnt wurde und ja nicht unbedingt für seine Großherzigkeit und Güte bekannt war. So wurde also jeder, der dem König nicht absolute Treue geschworen hatte, umgehend enthauptet. Gab es vorher noch Informationen, die man aus der betreffenden Person herauskitzeln wollte, wurden zahlreiche Foltermethoden angewandt. Gerade auf diesem Gebiet erscheint es mir so, als hätte die Kreativität im Mittelalter keine Grenzen gekannt. Daumenschrauben sind da ja vergleichsweise noch harmlos – Kiefer wurden gebrochen, die Haut mit Kohle verbrannt und nicht mal vor dem besten Stück des Mannes wurde halt gemacht. Solche Schmerzen kann und will ich mir lieber nicht vorstellen – das Mittelalter war ja bekanntlich nicht nur in England eine finstere Zeit.
Die nächste Station brachte uns die Ausmaße des „schwarzen Todes“ näher. Schon erschreckend, wie die Pest damals Millionen von Menschenleben einfach so eingefordert hat – man schien scheinbar machtlos dagegen zu sein. Anschließend kamen Johnny Depp Fans auf ihre Kosten, denn Sweeney Todd (wenn auch nicht von Johnny Depp selbst gespielt) gab sich die Ehre. Um ehrlich zu sein, ich bin ein großer Fan von diesem Chamäleon der Schauspielerei, aber Sweeney Todd selbst hab ich nie gesehen. Angeblich soll es sich dabei um einen Barbier gehandelt haben, der seinen Kunden gelegentlich mal die Kehle durchschnitt und diese Leichen dann seiner Verbündeten zukommen ließ, die aus deren Blut die besten Pasteten der Stadt zubereitet hat. Na, wenn die Liebhaber dieser Pasteten das mal gewusst hätten… Auch über Jack the Ripper wurde uns einiges berichtet. Vor einigen Jahren habe ich aber bereits eine umfangreiche Dokumentation zu diesem Thema gesehen, viel Neues habe ich dabei also nicht erfahren.
Insgesamt stehe ich dem Dungeon eher mit gemischten Gefühlen gegenüber. Die Schauspieler haben natürlich versucht, mit einem starken mittelalterlichen Akzent zu sprechen. Natürlich passte das gut zum Gesamtkonzept – für Leute, deren Muttersprache allerdings nicht Englisch ist, macht es das Zuhören mühsam. Deswegen kann ich auch nicht behaupten, zu 100% alles korrekt verstanden zu haben. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass man sich bei den Kulissen und Inszenierungen doch viel Mühe gegeben hat. Ein bisschen mehr Spannung, Blut und Action, gepaart mit einer Prise feinstem Mystery, das wäre nett gewesen.



Vergangenen Dienstag haben wir dann auch das gute Wetter genutzt, um erstmals Windsor Castle vor den Toren Londons zu erkunden. Windsor ist ja angeblich das größte bewohnte Burgresidenz der Welt, oder zumindest sagt das Wikipedia. Bekannt ist es aber eher als Sommerresidenz eurer Majestät, Queen Elizabeth II. Ende Juli wird sie sich wieder hierher zurückziehen, und ich werde dann die Möglichkeit haben, den Buckingham Palace von innen zu erforschen. Mit knapp 17 Pfund (Stundentenrabatt schon abgezogen) ist der Eintritt ins Schloss leider nicht unbedingt ein Schnäppchen. Doch schon von außen wirken die Mauern sehr majestätisch und man merkt sofort, dass man hier auf etwas Großes treffen wird. Mit einem Audioguide ausgestattet machten wir uns also auf eigene Faust auf Erkundungstour. Aber ganz ehrlich, mit Audioguide UND Spiegelreflexkamera gibt das einen ziemlich Kabelsalat und wird nach einer Zeit auch ganz schön nervig. Daher habe ich den Audioguide nicht ständig benutzt, so wie es vielleicht vorgesehen wäre.
 
 
 
Zum Change of the Guards kamen wir gerade rechtzeitig. Es mag zwar eine englische Tradition sein und gehört irgendwie dazu, trotzdem finde ich es etwas stumpfsinnig. Sehr viel Sinn hat es doch nicht, wenn Männer in Pelzmützen einfach nur dastehen und sich kaum bewegen dürfen. Wie heiß denen im Sommer erst sein muss…

Die Besichtigung des Schlossinneren startete mit dem Doll’s House, das wohl ein überdimensionales Puppenhaus des Buckingham Palace darstellen soll. So bekam ich zumindest einen Eindruck, was mir vor Ort wohl im August erwarten würde. Das „Fotografieren Verboten“ Schild rammte mir allerdings einen mentalen Pfahl durch mein Herz – wie soll ich meine Erinnerungen denn sonst festhalten? Leider war im gesamten Bereich der State Appartments das Fotografieren nicht erlaubt, und zahlreiche Wachen sorgten dafür, dass man sich auch daran hielt. Wie auch zuvor auf anderen Schlössern gab es hier einiges zu sehen – prunkvolle Räume, edle Möbelstücke, ein Hauch von Kitsch gepaart goldenem Schnickschnack. So haben wir auch den Raum gesehen, in dem die Queen internationale Gäste der höchsten Ränge empfängt – diese Empfänge scheinen ein äußerst aufwendiges Vorbereitungsprozedere zu erfordern.
 
 

Nach der Besichtigung dieser prunkvollen Räumlichkeiten stellten wir fest, dass es das wohl schon war. Große Teile des Schlosses sind nämlich abgesperrt und für die Öffentlich nicht zugänglich. Ein weiterer tiefer Messerstich, der mein Fotografenherz bluten ließ. Aber Hauptsache kräftig zahlen lässt man sie, die Besucher. Daher kann ich Windsor Castle vom Preis-Leistungsverhältnis her auch nur bedingt weiterempfehlen. Bedenken muss man auch, dass man ja auch irgendwie hinkommen muss – Zugtickets von und nach Paddington (ohne Bär) schlagen wieder mit etwa 10 Pfund zu Buche.
Trotz allem nun wieder etwas Neues, was ich meinen umfangreichen Reise Memoarien hinzufügen kann. J
 
 

Dienstag, 3. Juni 2014

Amsterdam & Brügge

Amsterdam – das ist bestimmt eine der Städte, bei der einem sofort unzählige Dinge einfallen, die man damit verbindet. Grachtenhäuser – unendlich niedlich und eine Augenweide, nicht nur für Architekturliebhaber. Auch Fahrräder soll es hier wie Sand am Meer geben. Käse, insbesondere Edamer und Gouda, bei dem einem schon das Wasser im Mund zusammenläuft. Buntbemalte Holzschuhe und Windmühlen stehen wohl eher für Holland im Allgemeinen. Auch die sehr liberale Einstellung gegenüber Drogen sowie „dem ältesten Gewerbe der Welt“ sind wohl typisch für Amsterdam.

Na gut, so viel zu Stereotypen, jetzt aber mal zu meinen persönlichen Eindrücken. Meine Reise nach Amsterdam startete Freitagabend von Central London aus. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt zwar bereits, dass mir eine lange Nacht mit wenig Schlaf bevorstehen würde, aber ich hatte ja keine Ahnung. Zwar war ich zuvor schon über Nacht von Toronto nach Chicago, Washington und New York gefahren, aber das war ja fast noch bequem im Gegensatz zu der Überfahrt nach Amsterdam. In einem Bus zu schlafen, geht ja bei gedämpftem Licht noch einigermaßen. Jedoch auf einer Fähre, wo zwei Stunden lang Kaffeehausbetrieb herrscht und keine Spur von einem ruhigen, dunklen Plätzchen in Sicht ist, kann man jegliche Hoffnung auf ein bisschen Schlaf sofort in die Tonne treten. Lediglich auf der vierstündigen Busfahrt von Frankreich nach Amsterdam habe ich zumindest ein bisschen schlummern können. Dennoch nutzte ich beim Frühstücks-Stop die Gelegenheit gleich dafür, meine Augenringe zu überschminken.
 
 

Endlich in Amsterdam angekommen, stellte ich umgehend fest, dass an der Sache mit den Fahrrädern definitiv etwas dran war. 1,3 Millionen Fahrräder kommen auf 800.000 Einwohner – und eins kann ich euch sagen, die sind allesamt unterwegs wie Formel 1 Piloten. Überqueren Fußgänger die Straße, ziehen die Verrückten auf ihren Drahteseln es nicht einmal in Betracht, auch nur ganz leicht auf die Bremse zu steigen. Und wenn sie vorher zumindest ihre Fahrradklingel betätigen, hat man ja noch Glück. Auch ich hätte an diesem Tag fast zweimal eine unschöne Begegnung mit einem Fahrrad gehabt – die riskieren doch wirklich eher einen Zusammenstoß, als vom Gas runter zu steigen. So wie ich das Geräusch von Autohupen ewig mit New York verbinden werde, kommt mir jetzt Amsterdam in den Sinn, sobald ich eine Fahrradklingel höre.
 
 

Kurz nachdem wir in Amsterdam angekommen waren, mussten wir feststellen, dass es der Veranstalter gleich mal richtig verbockt hat. Die hatten doch tatsächlich vergessen, die ach so tolle Grachtenfahrt zu reservieren, die es angeblich schon um 10 Euro geben soll. So hatten wir lediglich die Möglichkeit, um 15 Euro auf eigene Faust eine Bootstour zu unternehmen. Zunächst schlossen wir uns jedoch einer Walking Tour an, die uns von der Central Station über die vielen Grachten und Kanäle bis hinunter zum Museum Square führte. An besagtem Punkt war auch das bekannte I am‘sterdam Zeichen zu sehen. Hier befanden sich außerdem das Van Gogh Museum, sowie das Heineken Bier Museum. Da Heineken aber sowieso nicht zu meinen Lieblingssorten zählt, konnte ich das mit gutem Gewissen auslassen. Natürlich wieder mal völlig überlaufen, daher wollten wir nicht zu viel Zeit dort verschwenden und machten uns lieber auf dem Weg zur Bootstour, die uns ja vom Veranstalter verwehrt worden war. Leider kein offenes Boot, das hat mich ehrlich gesagt schon gestört. Dennoch haben wir einiges zu den Sehenswürdigkeiten erfahren, die wir passiert haben, beispielsweise zum Anne Frank Haus.
 
 

Nach einem unspektakulären Mittagessen erforschten wir den bekannten Blumenmarkt Amsterdams, wo es Zwiebeln aller nur erdenklichen Tulpensorten zu erstehen gab. Leider hatten wir die Tulpenzeit um etwa vier Wochen verpasst – aber somit habe ich zumindest einen Grund, wieder zu kommen. Neben Tulpen gab es auch Cannabis in der Dose – naja, wozu? Ist doch sowieso nur in den Niederlanden legal und daher als Mitbringsel eh nicht zulässig. Ich persönlich würde mich ja nicht gerade über Cannabis zum Selberzüchten freuen, wenn es mir jemand mitbringen würde.
 
 

Ganz in der Nähe befand sich der „Kaaskelder“ – Käsekeller auf Deutsch. Ein Paradies für Käseliebhaber, besonders ein schmackhafter Baby Gouda hatte es mir angetan. Rund um die Grachten und den Markt gab es natürlich auch zahlreiche Souvenirshops, die eigentlich all die Stereotypen widerspiegeln, die ich oben erwähnt habe. Holzschuhe in Originalgröße sowie im Miniaturformat gehören natürlich zu den Top Souvenirs, wie auch zahlreiche Motive von Grachtenhäusern. Aber auch Amsterdams Image als Hauptstadt des Cannabiskonsums und der Prostitution wurde in diesen Souvenirshops sehr bestärkt. Ich persönlich muss sagen, dass es ich das mehr als geschmacklos finde – ja klar, die beiden Dinge gehören ja irgendwie dazu, aber trotzdem muss das doch nicht sein. Amsterdam hat doch so viel mehr zu bieten.
 
 

Am meisten genossen habe ich die Spaziergänge entlang der Kanäle. Einfach nur die Grachtenhäuser und Hausboote bei diesem tollen Wetter zu betrachten, macht schon richtig Laune. Ehrlich gesagt ist Amsterdam auch keine dieser klassischen Sightseeing Städte, bei der man von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten hetzt, wie etwa in Paris oder London. Nein, Amsterdam ist mehr eine Stadt zum Herumschlendern, finde ich zumindest.

Abends führte uns unser Tourguide durch das berühmte Rotlichtviertel von Amsterdam – und wirklich, dieses Viertel macht seinem Namen alle Ehre. In engen Gassen stellen sich die Mädchen doch wirklich wie käuflich erwerbbare Ware in Schaufenster aus, die bei Bedarf einen Vorhang zum Vorziehen haben. Hat mich wirklich schockiert, wie leichtfertig sich diese Frauen hergeben – viele von ihnen wirklich bildhübsch. Und der schlimmste Gedanke ist für mich ja immer der folgende: das ist von irgendjemandem die Tochter. Stolz sind die bestimmt nicht, so viel steht fest.
 
 
 
Nach einer relativ kurzen Nacht in einem Hotel, das unter die Kategorie „mehr schlecht als recht“ fällt, ging es am nächsten Morgen schon ganz früh zu einer Käse-/Holzschuhproduktion in unmittelbarer Nähe. Am Vortag habe ich mir extra den schmackhaften Baby Gouda nicht gekauft, weil ich damit gerechnet habe, ihn auf einer privaten Farm billiger erstehen zu können. Naja, nur blöderweise gab es meinen gewünschten Käse gar nicht L
 
 

Habe mich zwar durch diverse Käsesorten gekostet, über meinen Favoriten kam ich jedoch nicht hinweg. Anschließend ging unsere Fahrt weiter nach Brügge, der mittelalterlichen Stadt in Belgien, wo wir nach einer kurzen Führung einen netten Nachmittag in der Stadt verbrachten. Bei dem schönen Wetter durften natürlich auch belgische Waffeln nicht fehlen. Als kleiner Weltenbummler vergleicht man natürlich immer gerne die verschiedenen Orte, die man so sieht – in Belgien war ich ja bereits in Brüssel und Gent. Leider muss ich sagen, dass Brügge für mich eher in die Kategorie „durchschnittlich“ fällt. Ganz nett, aber nicht unbedingt ein Ort, den man sich zweimal ansieht. Hat für mich einfach nicht das gewisse Etwas, so Leid es mir tut…



Als ich mich spätabends am Sonntag endlich wieder in mein Bett kuscheln durfte, war ich schon sehr erleichtert – der Schlafmangel hat mich doch ziemlich mitgenommen. Dennoch kann ich Amsterdam doch im Großen und Ganzen sehr positiv hervorheben und werde mich dort sicher nochmal blicken lassen J