… und London
Dungeon. Diese beiden bekannten Londoner Sehenswürdigkeiten standen vergangenes
Wochenende auf dem Programm, als ich wieder mal netten Besuch aus Österreich
bekam. Den London Dungeon hatte man großzügigerweise in das „2 for 1“ Sortiment
aufgenommen, welches von National Rail angeboten wird. Nun, konkret heißt das,
wer mit dem Zug zur besagten Attraktion anreist, darf diese zu zweit besuchen,
muss aber nur einmal den Eintritt bezahlen. Und da besagter Eintritt inklusive
Foto beim London Dungeon mit 30 Pfund ziemlich großzügig bemessen wurde (wie
ich finde), hat sich das für uns natürlich ausgezahlt.
Unter „Dungeon“
versteht man im Englischen einen Kerker – also nichts allzu Nettes und
Gemütliches. Der London Dungeon hat sich darauf spezialisiert, seine Besucher
in die finsteren Zeiten Londons zu entführen – als Enthauptungen und
Hexenverbrennungen an der Tagesordnung waren, die Pest sich wie ein Lauffeuer
verbreitete und dunkle Gestalten wie Sweeney Todd und Jack the Ripper ihr
Unwesen in der britischen Hauptstadt trieben.
Wie das bei Sehenswürdigkeiten
in London eben so ist, ließ man uns mal schön zwei Stunden warten – allerdings bekamen
wir direkt beim Ticketverkauf die Einlasszeit zugeteilt, sodass wir uns
zwischendurch anderweitig beschäftigen konnten und nicht zwangsläufig die Zeit
in Warteschlangen totschlagen mussten. Als man uns dann endlich einließ, habe
ich mich gleich sehr gefreut, dass man im Eingangsbereich auf lebendige,
ziemlich wohlgenährte Ratten traf. Durch die Käfigstäbe habe ich sie nur zu
gern dabei beobachtet, wie sie ihre beleibten Körper die Stahlketten
hinaufwinden und aufeinander in noch kleinere Käfige quetschen. Für was das gut
sein sollte, sei dahingestellt – trotzdem fand ich die Ratten niedlich,
wenngleich auch ihr Ruf nicht unbedingt der beste ist. Lag wohl auch daran,
dass diese Ratten (wie gesagt) ziemlich „ausgfressen“ waren und ich moppeligen
Tieren einfach nicht widerstehen kann.
Dann ging es
auch schon los, mit Heinrich VIII, der in meinem Blog schon mehrfach erwähnt
wurde und ja nicht unbedingt für seine Großherzigkeit und Güte bekannt war. So
wurde also jeder, der dem König nicht absolute Treue geschworen hatte, umgehend
enthauptet. Gab es vorher noch Informationen, die man aus der betreffenden Person
herauskitzeln wollte, wurden zahlreiche Foltermethoden angewandt. Gerade auf
diesem Gebiet erscheint es mir so, als hätte die Kreativität im Mittelalter
keine Grenzen gekannt. Daumenschrauben sind da ja vergleichsweise noch harmlos –
Kiefer wurden gebrochen, die Haut mit Kohle verbrannt und nicht mal vor dem
besten Stück des Mannes wurde halt gemacht. Solche Schmerzen kann und will ich
mir lieber nicht vorstellen – das Mittelalter war ja bekanntlich nicht nur in
England eine finstere Zeit.
Die nächste
Station brachte uns die Ausmaße des „schwarzen Todes“ näher. Schon erschreckend,
wie die Pest damals Millionen von Menschenleben einfach so eingefordert hat –
man schien scheinbar machtlos dagegen zu sein. Anschließend kamen Johnny Depp
Fans auf ihre Kosten, denn Sweeney Todd (wenn auch nicht von Johnny Depp selbst
gespielt) gab sich die Ehre. Um ehrlich zu sein, ich bin ein großer Fan von
diesem Chamäleon der Schauspielerei, aber Sweeney Todd selbst hab ich nie
gesehen. Angeblich soll es sich dabei um einen Barbier gehandelt haben, der
seinen Kunden gelegentlich mal die Kehle durchschnitt und diese Leichen dann
seiner Verbündeten zukommen ließ, die aus deren Blut die besten Pasteten der
Stadt zubereitet hat. Na, wenn die Liebhaber dieser Pasteten das mal gewusst
hätten… Auch über Jack the Ripper wurde uns einiges berichtet. Vor einigen
Jahren habe ich aber bereits eine umfangreiche Dokumentation zu diesem Thema
gesehen, viel Neues habe ich dabei also nicht erfahren. Insgesamt stehe ich dem Dungeon eher mit gemischten Gefühlen gegenüber. Die Schauspieler haben natürlich versucht, mit einem starken mittelalterlichen Akzent zu sprechen. Natürlich passte das gut zum Gesamtkonzept – für Leute, deren Muttersprache allerdings nicht Englisch ist, macht es das Zuhören mühsam. Deswegen kann ich auch nicht behaupten, zu 100% alles korrekt verstanden zu haben. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass man sich bei den Kulissen und Inszenierungen doch viel Mühe gegeben hat. Ein bisschen mehr Spannung, Blut und Action, gepaart mit einer Prise feinstem Mystery, das wäre nett gewesen.
Vergangenen
Dienstag haben wir dann auch das gute Wetter genutzt, um erstmals Windsor
Castle vor den Toren Londons zu erkunden. Windsor ist ja angeblich das größte
bewohnte Burgresidenz der Welt, oder zumindest sagt das Wikipedia. Bekannt ist
es aber eher als Sommerresidenz eurer Majestät, Queen Elizabeth II. Ende Juli
wird sie sich wieder hierher zurückziehen, und ich werde dann die Möglichkeit
haben, den Buckingham Palace von innen zu erforschen. Mit knapp 17 Pfund
(Stundentenrabatt schon abgezogen) ist der Eintritt ins Schloss leider nicht
unbedingt ein Schnäppchen. Doch schon von außen wirken die Mauern sehr
majestätisch und man merkt sofort, dass man hier auf etwas Großes treffen wird.
Mit einem Audioguide ausgestattet machten wir uns also auf eigene Faust auf
Erkundungstour. Aber ganz ehrlich, mit Audioguide UND Spiegelreflexkamera gibt
das einen ziemlich Kabelsalat und wird nach einer Zeit auch ganz schön nervig.
Daher habe ich den Audioguide nicht ständig benutzt, so wie es vielleicht
vorgesehen wäre.
Zum Change of the Guards kamen wir gerade rechtzeitig. Es mag
zwar eine englische Tradition sein und gehört irgendwie dazu, trotzdem finde
ich es etwas stumpfsinnig. Sehr viel Sinn hat es doch nicht, wenn Männer in
Pelzmützen einfach nur dastehen und sich kaum bewegen dürfen. Wie heiß denen im
Sommer erst sein muss…
Die
Besichtigung des Schlossinneren startete mit dem Doll’s House, das wohl ein
überdimensionales Puppenhaus des Buckingham Palace darstellen soll. So bekam
ich zumindest einen Eindruck, was mir vor Ort wohl im August erwarten würde. Das
„Fotografieren Verboten“ Schild rammte mir allerdings einen mentalen Pfahl
durch mein Herz – wie soll ich meine Erinnerungen denn sonst festhalten? Leider
war im gesamten Bereich der State Appartments das Fotografieren nicht erlaubt,
und zahlreiche Wachen sorgten dafür, dass man sich auch daran hielt. Wie auch
zuvor auf anderen Schlössern gab es hier einiges zu sehen – prunkvolle Räume,
edle Möbelstücke, ein Hauch von Kitsch gepaart goldenem Schnickschnack. So
haben wir auch den Raum gesehen, in dem die Queen internationale Gäste der
höchsten Ränge empfängt – diese Empfänge scheinen ein äußerst aufwendiges
Vorbereitungsprozedere zu erfordern.
Nach der
Besichtigung dieser prunkvollen Räumlichkeiten stellten wir fest, dass es das
wohl schon war. Große Teile des Schlosses sind nämlich abgesperrt und für die
Öffentlich nicht zugänglich. Ein weiterer tiefer Messerstich, der mein
Fotografenherz bluten ließ. Aber Hauptsache kräftig zahlen lässt man sie, die
Besucher. Daher kann ich Windsor Castle vom Preis-Leistungsverhältnis her auch
nur bedingt weiterempfehlen. Bedenken muss man auch, dass man ja auch irgendwie
hinkommen muss – Zugtickets von und nach Paddington (ohne Bär) schlagen wieder
mit etwa 10 Pfund zu Buche.
Trotz allem nun wieder etwas Neues, was ich meinen umfangreichen Reise Memoarien
hinzufügen kann. J
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen